25.08.2009 13:20:00

Ausbildung: Atemschutzgeräteträger – Teil 1

Blicken Sie mit uns hinter die Kulissen des „Feuerwehrmann werdens“: In unserem mehrteiligen Bericht zur Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger geben zwei unserer Kameraden ihre Erfahrungen wieder. Patrick Neumann und Daniel Schuboth durchlaufen zurzeit gemeinsam das wohl umfangreichste Ausbildungsmodul der Grundausbildung.

Neben viel Theorie und der praktischen Ausbildung – beides erstreckt sich über 10 Tage in Abendschulform, die in der Feuerwehrschule der Stadt Köln und auf der Feuerwache 6 in Chorweiler abgehalten werden – gilt es weitere, einmalige Erfahrungen zu machen. Die ersten drei Abende des Ausbildungsmoduls bilden dabei die theoretische Grundlage für die kommenden praktischen Ausbildungsteile.

Ran an die Front: Die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger ist wichtiger Bestandteil der Qualifikationen des Angriffstrupps. Der Umgang mit Pressluftatmer und Fluchthaube will geübt sein, die richtige Strahlrohrführung ebenso.



So viel zur Theorie: Gerätekunde und Physiologie der Atmung

Theoretische Ausbildung und Gerätekunde sind wichtige Voraussetzungen für den fachkundigen Umgang mit den Atemschutzgeräten. Hier auf dem Lehrplan: das Behälterdruckgerät BD96 bzw. BD96SL von MSA Auer.
Im Rahmen des Unterrichts in der Feuerwehrschule gibt es neben dem allgemeinen Feuerwehrwissen viel Neues zu hören: Zwei Abende – insgesamt knapp 6 Zeitstunden – wurden mit Gerätekunde zum Thema Atemschutz gefüllt. Welche Arten von Atemschutzmasken („Atemanschlüssen“) gibt es? Wozu sind diese geeignet? Welche Einsatzgrundsätze sind zu beachten? All das ist noch recht allgemein. Spezieller wird es schon bei der Sachkunde im Bereich der Filtergeräte und vor allem der Atemschutzfilter selbst. Farbliche und symbolische Kennzeichnung, Filterklassen und Anwendbarkeit des umluftabhängigen Atemschutzes sorgten bei einigen Teilnehmern für große Augen. Klar, vorher weiß man sicher schon vom ungefähren Unterschied zwischen Pressluftatmer und Filter. Dass ein so breites Wissensspektrum dahinter steht, überrascht dann doch etwas.

Das straffe Ausbildungsprogramm geht nach den Filtergeräten über zu dem, was der Vorstellung vom Feuerwehrmann am nächsten kommt: Die PAs („Pressluftatmer“) verwandeln den freiwilligen Feuerwehrmann, der eben noch beim Heimwerken war oder sich gerade von einem anstrengenden Arbeitstag mit ganz anderen Betätigungsfeldern erholt, zusammen mit der weiteren Schutzausrüstung innerhalb kürzester Zeit zum martialisch wirkenden und durch die diversen Ventile im Atemanschluss eindrucksvoll schnaubenden Kämpfer gegen Rauch und Flammen. Im Einsatz muss unsere Technik perfekt funktionieren – in der Schule erfährt man auch warum. Der Aufbau des Druckminderers, der die Atemluft von anfänglich knapp 300 Bar Flaschenfülldruck bis auf knapp 7 Bar herunterregelt wird genauso ausführlich erklärt und diskutiert wie auch die diversen Sicherheitseinrichtungen unserer Geräte. Hinterher weiß man dann, dass ein abgerissenes Manometer einen maximalen Luftverlust von 25 Litern pro Minute erzeugt oder dass das Sicherheitsventil der Mitteldruckstufe im Druckminderer einen Ansprechdruck von 11 Bar haben muss. Und mit welcher Lautstärke macht sich der Fülldruckwarner bemerkbar? Richtig: Es sind mindestens 80 Dezibel, die praktisch direkt hinter den Ohren losheulen.

Daniel Schuboth (FM):
„Die Theorie an den ersten drei Tagen war an sich schon sehr spannend … man hat eine Menge gelernt. Das Highlight bisher war aber die Filtergewöhnungsübung auf Feuerwache 6 – ganz klar!“
Sobald die Physiologie der Atmung thematisiert wird, dreht sich das Wissensfeld komplett um. Neben den biologischen Grundlagen kommen die physikalischen Gesetzmäßigkeiten genauso auf den Tisch wie die medizinischen Symptome, die eine mangelhafte Atmung mit sich bringt. Atemdepression, Sauerstoffpartialdruck, Atemminuten- und Totraumvolumen, Residualvolumen und Durchschnittswerte für den Luftverbrauch bei den verschiedensten Tätigkeiten vom leichten Gehen bis zur schweren körperlichen Arbeit wollen erstmal verarbeitet werden. All das ist nicht zuletzt wichtige Grundlage für den effektiven Einsatz unter Atemschutz: Gefahren kennen, erkennen und vermeiden, Handlungssicherheit herbeiführen – die Kernziele einer soliden Ausbildung. Umfangreiche Ausbildungsunterlagen ergänzen die Lehrveranstaltungen: Insgesamt 219 Seiten, darunter der Fragenkatalog mit 74 prüfungsrelevanten Aufgabenstellungen, sorgen dafür, dass bis zur Prüfung keine Langeweile aufkommt.

Der vierte Tag: Endlich Praxis

Der Angriffstrupp ist das Ziel, die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger die wichtigste Voraussetzung dafür. Praktische Übungen auf der Feuerwache 6 machen die „Azubis“ Schritt für Schritt fit fürs Feuer.
Am Tag vier der Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger standen die ersten praktischen Übungen auf dem Programm. Es ist ein Donnerstag, der Wetterdienst spricht vom „heißesten Tag im Jahr 2009“ und die Lufttemperatur erreicht schon seit dem Vormittag gefühlte Wüstentemperaturen. Im Keller der Feuerwache 6 in Köln-Chorweiler wartete die Atemschutz-Übungsstrecke auf uns: Ein Chemietank, die Endlosleiter, Hammerziehen und der Gang durch den Gitterkäfig der Übungsstrecke sind an sich schon eine kleine Herausforderung, aber noch lange nicht genug. Das Ziel: Die Persönlichen Leistungsgrenzen erforschen. Was macht mein Körper, wenn nicht genug Luft nachkommt? Wie kann ich meine Atmung beruhigen, um Luft zu sparen? Vieles kriegt man nur nebenbei mit, wenn der ABEK2HgP3-Filter vor der Maske sitzt und das Einatmen erschwert, das Licht in der dann stockdunklen Atemschutzstrecke abgeschaltet ist und man versucht, die vom Ausbilder gestellten, teils filigranen Aufgaben zu meistern, während man sich auf den unbekannten Wegen erstmal orientieren muss.

Patrick Neumann (FM):
„Mein Hemd war nach der Filterübung so nass, als hätte mir jemand einen Eimer Wasser über den Kopf gekippt.“
Nach etwas mehr als einer Stunde unter Filteratmung war man dann auch ganz froh, wieder normal Luft holen zu dürfen. Die gesamte Schutzkleidung, vor allem aber das Shirt, ist nass. Man blickt in die hochroten und erschöpften Gesichter der anderen Lehrgangsteilnehmer und in das grinsende Gesicht des Ausbilders. Peter Schmidt von der Feuerwehrschule weiß, wie er seine Schüler fordert – und warum. Er weiß, dass sie nur so fit für den Einsatz werden können. Dennoch: Bis zum Abschluss des Lehrgangs ist es noch immer ein weiter Weg. Ab Mitte der Woche beginnen die praktischen Übungen mit dem Pressluftatmer, nachdem am Dienstag nochmal ein Tag Theorie eingeschoben wird. Dann stehen die Atemgifte auf dem Lehrplan.

Fortsetzung folgt!

Im zweiten Teil unseres Berichts zur Atemschutz-Ausbildung warten weitere spannende Themenbereiche des Lehrgangs!
Autor: Daniel Schuboth

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