
Wenn über Köln ein Sturm hinwegfegt, wissen die Kollegen der Leitstelle meist schon im Voraus, dass in den nächsten Stunden sehr viel Funkverkehr zu erwarten sein wird – ganz abgesehen von hunderten zusätzlicher Notrufe. Zuletzt war es Ende Februar diesen Jahres wieder soweit, das Sturmtief Xynthia sorgte in Köln für einiges an Blaulicht-Treiben auf den Straßen.
Da man sich als Bürger schon daran gewöhnt hat, dass die Feuerwehr nach einem Sturm die
umgestürzten Bäume (sogenannter „Windwurf“) beseitigt, bedarf es unsererseits einer soliden Ausbildung und der Befähigung zum Umgang mit der Kettensäge. Hierfür wird von der Feuerwehr Köln der Lehrgang „TH Wald“ als zusätzliche Qualifizierung angeboten. Neu ist in diesem Jahr, dass man dabei automatisch eine Bescheinigung nach GUV-I 8624 erhält, die unsere Ausbildung in verschiedenen Schnitt- und Fälltechniken nachweist. Neu ist auch, dass nun zwei Tage (statt bisher einem Tag) praktische Ausbildung vorgesehen sind.
Eine Motorsäge ist auf jedem Löschfahrzeug in Köln zu finden. In der Ausbildung dürfen es ruhig mehr sein.
Nach einer theoretischen Einführung in Themen wie Schutzausrüstung, Unfallverhütung, Schnitt- und Fälltechniken und Funktion und Bedienung einer Motorsäge stehen die ersten Schnittversuche an. In der
Einweisung für Schnittversuche am simulierten Baumstamm.Feuerwehrschule gibt es dazu Vorrichtungen, wo Stammteile senkrecht aufgestellt und verkeilt werden können. So kann man in Ruhe seine ersten Fallkerbe anlegen und den Fällschnitt ausprobieren, ohne sich gleich in die Gefahr echter, fallender Bäume zu begeben.
Ran an den Baum: Am ersten Tag sind die Stammdurchmesser noch gering.Das Nachmittagsprogramm des ersten praktischen Tages ist ebenfalls gut gefüllt. Im Niehler Ei (für die Nicht-Kölner: ein Waldstück, dass eiförmig
Das „Niehler Ei“ in Köln. von einer Straße eingefasst wird, siehe Foto) werden dann die ersten Bäume fachgerecht gekappt. Dabei ist – wie in der Feuerwehr üblich – Teamwork gefragt. Auch wenn nur eine Person im Gefahrenbereich arbeitet, sind die anderen Lehrgangsteilnehmer gut beschäftigt. Neben dem Beobachten der Fällung gehört auch die Absicherung der Umgebung dazu. Am Ende des Tages wird gemeinsam das Gerät gereinigt. Dabei wird noch mal ausführlich auf die Bauteile der Säge eingegangen.
Zweiter Tag: Die Stämme werden dicker.
Der zweite praktische Ausbildungstag beginnt ebenfalls mit ein paar Trockenübungen, bevor es wieder ins Niehler Ei geht. An diesem Tag warten deutlich stärkere Stämme und schnell wird ein beliebter Spruch der Ausbilder zur Gewissheit: „Wer noch keinen Baum aufgehängt hat, hat auch noch keinen gefällt“. Das „aufhängen“ bezeichnet hier das hängenbleiben des zu fällenden Baumes in den Kronen oder Astgabeln von benachbarten Bäumen. Schnell bewährt sich da die Ausbildung in einer Löschgruppe mit
Rüstwagen. Der Greifzug ist in unwegsamem Gelände ein effektives Hilfsmittel, um den Baum abzuziehen (sprich nach etlicher Anstrengung endlich auf den Boden zu bekommen).
Ende der Ausbildung: Zurück bleibt eine frisch geputzte Säge und einiges an neuem Wissen.Auch dieser Ausbildungstag endet – natürlich – mit der Reinigung aller Gerätschaften. Im Anschluss folgt eine Abschlussbesprechung und schon (nach knapp 20 Stunden, die sonst Freizeit gewesen wären) ist ein weiterer Lehrgang absolviert. Das erworbene Wissen ist umfangreich, das Thema spannend. Auch die Ausbilder haben wieder einen guten Job gemacht. Und sicher ist auch: Der Realeinsatz wird kommen, im Frühjahr oder Herbst, wenn die Feuerwehr Köln wieder mal im Sturmeinsatz ist und auf dem Funk die Hölle los ist.
13.05.2010 11:38:08, Pascal